Donnerstag, Oktober 27, 2005

Knock Knock

Nehmen wir an, in der Nachbarschaft wohnt ein überführter Sexualtsraftäter. Würden wir gern wissen, richtig? In den USA weiß man das seit Megans Law. Seitdem werden Sexualstraftäter mit Name und Adresse ins Internet gestellt, mitunter werden Handzettel in der neuen Nachbarschaft verteilt. Soweit, so gut.

Jetzt ist bald Halloween. Da sind viele der US-Staaten dazu übergegangen, den Sexualstraftätern höhere Auflagen zu machen. Blöd, findet eine Bürgerrechtsorganisation:
"Wenn man Menschen, die ihre Strafe abgesessen haben und versuchen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, immer wieder isoliert und ausschließt, dann haben sie kaum eine Chance, wieder ein normales Leben zu führen und nicht rückfällig zu werden", sagte ein Sprecher der Amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Florida, Randall Marshall. Die neue Halloween-Regelung hält Bürgerrechtlerin Donna Lieberman für völlig verfehlt. Es solle ja um den Schutz von Kindern gehen, aber die Maßnahme treffe nicht nur Kinderschänder, sondern jede Art von Sexualstraftäter.
Das sieht Andrew J. Spano, Bezirksvorsteher von Westchester, anders. Er stellt den Schutz potentieller Opfer klar vor die Persönlichkeitsrechte der Täter. "An Halloween haben wir die einzigartige Situation, dass Kinder buchstäblich vor den Türen von Sextätern auftauchen", sagte er der "New York Times". Das müsse um jeden Preis verhindert werden.
Was ja, denkt der nicht-aktivistische Mensch, gar nicht mal so von Übel ist. Und statt Halloween ausfallen zu lassen oder den Kindern bewaffnete Wächter zur Seite zu stellen (das hätte ich nämlich bei unseren Cowboys eher vermutet), macht man dann halt sowas. Was ist daran auszusetzen? Was ist das Problem? Es sind Sexualstraftäter, die einen Tag lang Hausarrest bekommen. Noch einmal: Was ist das Problem.

Ich wünschte wirklich, in Deutschland wären diese Präventivmaßnahmen möglich. Fürs erste würde es aber auch reichen, wenn der Opferschutz Priorität bekäme.

Quelle: spiegel.de, und zwar hier

Nachtrag: Ich will hier nicht nur den SPIEGEL zitieren. Abgesehen davon, dass ich bei dem Gedanken daran, dass jemand Sexualstraftäter (zumal dann, wenn es um Delikte mit Kindern geht) in die Gesellschaft integrieren möchte, ein heißes Würgegefühl bekomme; abgesehen davon, handelt es sich dabei ja nicht um so etwas grandios Böses wie "Musik kopieren". Nein, ernsthaft. Wenn's nach mir ginge, kämen diese Mistdinger nicht einen Meter in Freiheit. Nie wieder.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Aua Herr Lohmann, das tat weh! Das man, bei den Gedanken an Kinderschändern, ein Würgegefühl und mehr bekommen kann, steht wohl ausser Frage. Aber Menschen (auch Sexualstraftäter sind Menschen),als "Mistdinger" zu titulieren, ist unter "Bildjargon" und voll daneben. Das passt nicht zu Dir. Bitte keine Stammtisch-Niveau-Diskussionen.

Alf hat gesagt…

"Mistdinger" ist doch beinahe schon "Menschen", die andere quälen, seelisch oder körperlich töten, sind für mich soweit weg vom "Mensch sein", soweit weg vom sozialen Miteinnder, dass mir einfach nichts anderes einfällt, als "Mistdinger". Sorry.

Anonym hat gesagt…

Okay, Dein Standpunkt. Es ist natürlich eine verdammt schwierige Argumentation. Hier stehen die Interessen von Menschen gegen Menschen. Hier ist dann die Frage, ob man einen Menschen, der sich durch sein Verhalten über jedes Recht, jede Menschenachtung und Gesellschaftsnorm hinweggesetzt hat, trotzdem noch mit Achtung und nach den Normen unserer Gesellschaft behandeln sollte; und ob seine Rechte noch zählen im Verhältniss zu den Ängsten der Leute, die sich von ihm gefährdet fühlen.
Ich glaube, als Menschen haben wir keine andere Möglichkeit, als solche Personen solange zu behandeln, zu heilen zu versuchen, wie es geht; und sie solange wegzusperren, wie sie ein eindeutiges Risiko darstellen (nachdem sie ihre verdiente Strafe abgesessen haben).Alles andere wäre einer der Seiten gegenüber ungerecht.

Die Entscheidung, wie lange ein Mensch ein Risiko darstellt, muss in der Hand der Leute liegen, die darauf spezialisiert sind: (leider auch fehlbare) Psychologen, Psychiater. Wenn die sagen, er muss bleiben, dann muss er bleiben; wenn sie feststellen, er darf raus, er kann raus, dann muss er dürfen.
Das ist jetzt natürlich keine besonders visionäre oder revolutionäre Erkenntnis (ich glaube, so ist der Stand der Dinge), natürlich. Wir sollten wahrscheinlich mehr Ursachenforschung betreiben, denn es ist ein gesellschaftliches Problem. Wenn jemand eine besssere Idee hat, bitte. Aber möglichst sachlich. Ist ein schwieriges Unterfangen, ich weiß.

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