Dienstag, November 22, 2005

Spaß trotz Merkel

Norbert Lammert hat in mir seit heute einen freundlichen Beobachter. Wie der Bundestagspräsident sich um historisch-zähe Vermitteilung drückte und stattdessen das hohe Haus und mich am Fernseher mehrfach zum Lachen brachte - da könnte die neue Regierung ja tatsächlich Spaß machen. Sie verstehen? Nein?

Lammert verkündet das Ergebnis, unterbricht die Hand schüttelnden aus SPDCDUCSU mit einem lockeren Spruch darüber, dass zumindest "die Historiker" an den weiteren Ergebnissen außer den JA-Stimmen interessiert wären; als bei den NEIN-Stimmen im Lager der Ablehner Jubel und Applaus ausbricht, geht Lammert auch darauf ein: "Bis zu diesem Augenblick war die Wahl geheim".

Norbert Lammert ist von Ausstrahlung und Art der Führung an diesem Tag sicher der erste Pluspunkt für die große Kopul ... Koalition.

Ein Mädchen

Die 100 Tage laufen ab .... jetzt.

Samstag, November 19, 2005

Sozialistischer Platen-Rückbau

Konsequenz. Das ist das, was man von Politikern erwarten kann. Dosiert, natürlich. Konsequenz ist eine Frage des Standorts (nicht nur politisch). Hart durchgreifen und die Linie verfolgen, solange es nicht um einen selbst geht. Oder um die eigenen Belange. Fluglärmgegner wissen, was ich meine. Wenn man aber Günter Verstappen von der Rheinischen Post folgen will, dann ist Konsequenz bei Politkern nicht wirklich gefragt.
Anton Platen, bis vor sehr kurzer Zeit noch Willicher SPD-Chef, ist zurück- und aus der Partei ausgetreten. Als Grund gibt er die bundespolitischen Entscheidungen der SPD an, die zur großen Koalition geführt haben. "Ich kann nicht als SPD-Vorsitzender eine CDU-Politik machen", sagt er der Rheinischen Post, und in Bezug auf die Unterstützung der Mehrwertsteuererhöhung durch die SPD ergänzt Anton Platen: "Das wäre jetzt Wahlbetrug".
Das verlangt Respekt. Oder nicht? Eine Organisation, deren Handlungsweise und Ziele man nicht mehr unterstützt, zu verlassen und eben nicht an seinem Posten zu kleben - das ist gerade zur Zeit nicht modern (siehe SPD, siehe Edmund Stoiber), aber konsequent. Sieht aber Günter Verstappen, Rheinisch-Postliches Urgestein, anders: "Der Vorsitzende (...) trägt aber auch die Verantwortung für die Organisation an der Basis". Hui. Stimmt. Platen müsste also seinerseits immer wieder sagen, dass er die Ziele der SPD nicht billigt, andererseits aber weiter Vorsitzender bleiben, um die Organisation aufrechtzuerhalten.
Woher der Wind wirklich weht, steht dann aber zum Glück schon im übernächsten Satz: "Das bestätigt die Zweifel, ob er der richtige Mann an der Spitze war." Darum geht es in diesem Kommentar. Ähnliches hört man ja auch von der JU Willich, deren erklärtes Vorbild sich aus der Ministerialverantwortung gestohlen und in Richtung Bayern verdrückt hat. Edmund Stoiber hätte also, so gesehen, wo bleiben müssen? Genau. In Berlin.
Konsequenz also ist eine dieser seltsamen Eigenschaften, die in der Politik stets nur durch ihr Fehlen existent wird.


Nachtrag: Da ich offensichtlich nicht wirklich über die Umstände des Rücktritts von Anton Platen informiert bin, macht dieser Post wenig Sinn. Oder, um das mal deutlich zu sagen: Das war ein Griff ins Klo.

Donnerstag, November 03, 2005

Stoiber kneift

Ja, keine neue Meldung, weiß ich. Wie die gewonnene Bundestagswahl die Union in ein Kasperltheater verwandelt, ist auch nicht neu. Aber es macht Spaß, dem zuzusehen. Irgendwie.

Andererseits geht's ja auch um unser Land. Um eine Regierung. Wie weit Angela Merkel davon entfernt ist, eine stabile und durchsetzungsfähige Regierung bilden zu können, mag man kaum glauben. Hatte Gerhard Schröder am Wahlabend doch noch gesagt: "Ohne mich geht's nicht". Auch das war kaum zu glauben, und mittlerweile muss man sagen: er hatte vielleicht doch Recht.

Denn nicht nur, dass sich die Union selbst demontiert, der Kanzlerinkandidatin schon mal prophylaktisch die Macht abspricht - jetzt bleibt Stoiber da, wo man ihn sowieso am liebsten sehen würde. Zuhause. Eieiei. Lauter No-Names stürmen jetzt an die Spitze. Menschen, die man vielleicht in ihrem Wahlkreis oder gerade noch aus ihrem Aufgabengebiet heraus einmal kurz wahrgenommen hat.

Andererseits geht's der SPD nicht besser. Andrea Nahles will, soll aber nicht, als sie darf, will der Münte nicht mehr müssen. Und jetzt, wo sie soll, will auch die Nahles nicht mehr.

Ich würde ja dem Bundeswahlleiter schon mal empfehlen, ein bisschen Wahlzettelpapier nachzubestellen. Man weiß ja nie.

PS: Als "Start me up" von den Stones als Hymne für den "Windows 95"-Launch genutzt wurde, und man nach diversen Abstürzen des Systems die Zeile "you make a grow man cry" aus eben diesem Song als wahr und ehrlich empfand, gefiel das den Windows-Strategen nicht wirklich. Beim Angie-Titelsong "Angie", ebenfalls von den Stones, gibt es diesen schönen Vers:

"All the dreams we held so close
seemed to all go up in smoke
let me whisper in you ear
Angie Angie
where will it lead us from here "

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