Samstag, November 19, 2005

Sozialistischer Platen-Rückbau

Konsequenz. Das ist das, was man von Politikern erwarten kann. Dosiert, natürlich. Konsequenz ist eine Frage des Standorts (nicht nur politisch). Hart durchgreifen und die Linie verfolgen, solange es nicht um einen selbst geht. Oder um die eigenen Belange. Fluglärmgegner wissen, was ich meine. Wenn man aber Günter Verstappen von der Rheinischen Post folgen will, dann ist Konsequenz bei Politkern nicht wirklich gefragt.
Anton Platen, bis vor sehr kurzer Zeit noch Willicher SPD-Chef, ist zurück- und aus der Partei ausgetreten. Als Grund gibt er die bundespolitischen Entscheidungen der SPD an, die zur großen Koalition geführt haben. "Ich kann nicht als SPD-Vorsitzender eine CDU-Politik machen", sagt er der Rheinischen Post, und in Bezug auf die Unterstützung der Mehrwertsteuererhöhung durch die SPD ergänzt Anton Platen: "Das wäre jetzt Wahlbetrug".
Das verlangt Respekt. Oder nicht? Eine Organisation, deren Handlungsweise und Ziele man nicht mehr unterstützt, zu verlassen und eben nicht an seinem Posten zu kleben - das ist gerade zur Zeit nicht modern (siehe SPD, siehe Edmund Stoiber), aber konsequent. Sieht aber Günter Verstappen, Rheinisch-Postliches Urgestein, anders: "Der Vorsitzende (...) trägt aber auch die Verantwortung für die Organisation an der Basis". Hui. Stimmt. Platen müsste also seinerseits immer wieder sagen, dass er die Ziele der SPD nicht billigt, andererseits aber weiter Vorsitzender bleiben, um die Organisation aufrechtzuerhalten.
Woher der Wind wirklich weht, steht dann aber zum Glück schon im übernächsten Satz: "Das bestätigt die Zweifel, ob er der richtige Mann an der Spitze war." Darum geht es in diesem Kommentar. Ähnliches hört man ja auch von der JU Willich, deren erklärtes Vorbild sich aus der Ministerialverantwortung gestohlen und in Richtung Bayern verdrückt hat. Edmund Stoiber hätte also, so gesehen, wo bleiben müssen? Genau. In Berlin.
Konsequenz also ist eine dieser seltsamen Eigenschaften, die in der Politik stets nur durch ihr Fehlen existent wird.


Nachtrag: Da ich offensichtlich nicht wirklich über die Umstände des Rücktritts von Anton Platen informiert bin, macht dieser Post wenig Sinn. Oder, um das mal deutlich zu sagen: Das war ein Griff ins Klo.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was Stoiber betrifft: keine Ahnung ...von dem Berliner Theater habe ich mich erstmal abgewendet. Wenn's da wieder in ruhigeren Bahnen läuft, schaue ich wieder zu.

Nun zu Toni. Ich habe ihn als offen, gerade und fair kennen gelernt. Soweit paßt die Reaktion. Wenn er ein normales SPD-Mitglied wäre, wäre das Thema damit erledigt. Bei seiner Funktion als Parteivorsitzender sollte man seinen Rückzug geordneter bzw. verantwortungsvoller organisieren. Es gibt sicherlich Situationen, wo ein geordneter Über-/Abgang persönlich unzumutbar ist, aber so etwas kann ich aus der Begründung von Toni nicht heraus lesen.

btw: Ich lege bei mir selber auch einen anderen Maßstab an, wenn ich eine Funktion (aka Verantwortung) übernehme. Zur Zeit mache ich zB noch die Webseite für einen Verein, bei dem ich mich enttäuscht erstmal ausgeklinkt habe ...bis ein neuer Webmaster gefunden und eingearbeitet ist.

In diesem Sinne konnte ich dem Kommentar in der RP heute nur zustimmen.

Alf hat gesagt…

Ob Anton Platen nun wirklich ohne die Ordnung seiner Dinge Hals über Kopf nicht mehr mitmacht und einfach nicht mehr ans Telefon geht und solche Dinge - weiß ich nicht. Ist das so?

Aus dem RP-Kommentar ging hervor, dass "die Zweifel" an Platen sich "bestätigt" hätten. Klingt irgendwie nach privatem zu rupfenden Hühnchen.

Anonym hat gesagt…

Zur Ehrenrettung von Toni Platen sei gesagt: Wenn er es mit seinem sozialdemokratischen Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, was sich innerhalb der letzten Wochen in der SPD getan hat, so nenne ich sein Verhalten konsequent und ehrlich. Warum soll er Ortsvereinsvorsitzender einer Partei bleiben, hinter der er nicht mehr steht.
Schließlich muss er die Politik seiner Partei "verkaufen" und somit auch von deren Qualität überzeugt sein. Nicht nur der Rücktritt vom Vorsitz, sondern auch der Austritt aus "seiner" SPD, zeigt wie sehr Toni gelitten haben muss. Er war nicht "der Politiker", er war kein Taktiker und Fähnchen im Wind.
Sein Fehler war: Er hatte gehofft, nach der verlorenen Kommunalwahl, mit der SPD Willich wieder ein Gegengewicht zur Orts CDU zu schaffen und konsequente Oppositionspolitik zu betreiben. Das hat er nicht geschafft und die Bundespolitik hat ihm wohl den Rest gegeben. Das Pressekommentare diese Schwäche jetzt entsprechend ausbreiten ist doch normal. Viel mehr Angriffsfläche hat Toni Platen, wegen seiner Überzeugung, auch nie geboten.

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