Donnerstag, Juni 16, 2005

Gut so

Ich bin schockiert. Wie kann man nur solche Gedankengänge haben, wie die → gute Anna sie in ihrem Blog veröffentlicht? Hier ein Auszug:
Ich bin einfach kein → Gutmensch, der vor Toleranz nur so strotzt. Gutmenschen sind auch langweilig und irgendwie unheimlich. So ohne Abgründe.
Ein solches Statement, wo doch gerade die Welt wieder auf Deutschland blickt. Kanzler, Steuern, Marienhof-Skandal, Gysi-Gehirn, Confederations-Cup, Lufthansa-Maschine landet mit plattem Reifen landet in München, Ralf: Mein Bruder hat keinen Spaß mehr, Schröder setzt sich für Lösung der EU-Krise ein ...

Wie kann man heute noch "kein Gutmensch" sein wollen? Und das bei unserer deutschen Vergangenheit. Vielleicht ist das aber auch evolutionsbedingt und findet vor allem in weiblichen Hirnen statt, schließlich heißt es ja auch: Es gibt nichts Gutes, außer Mann tut es. Muss also das Geschlecht, das sich seine Fortpflanzungspartner nach Stärke, Intelligenz und Gesundheit aussucht wie eine reife, aber nicht matschige Melone, muss dieses Geschlecht also durch und durch berechnend und Ungut sein?

Gutmenschen sind also langweilig. Interessante These. Gutmenschen sehen viel fern und sind darum zum Beispiel für die Werbeindustrie und die Meinungsmacher durchaus interessant. Das Argument gilt also schon einmal nicht. Außerdem springen Gutmenschen bisweilen über die Fahrbahn um Viehzeugs zu reanimieren und werden dabei überfahren. Was wiederum interessant für die Boulevard-Presse ist. Gutmenschen haben einen Hang zur Selbstüberschätzung, sind mitunter schizophren, dürsten nach dem Garten Eden und Frieden und Freiheit für alle - was wiederum die ein oder andere asiatische Regierung so sehr interessiert, dass sie entsprechende Gutmenschen zu Forschungszwecken einsammelt.

Gutmenschen sind die einzigen, die sich in einer Schlange vor lauter "andere vorlassen" negativ zur allgemeinen Marschrichtung bewegen. Gutmenschen zensieren Filme, CDs, Texte und das Leben, damit das Gute ungefiltert von Realität und Spannung oder vernachlässigbarem wie etwa Gesellschaftskritik, direkt in unsere liberalen Hirne strahlen kann.

Gutmenschen haben Abgründe. Etwa, wenn sie bemerken, dass sie das Bonboneinwickelpapier nicht komplett von Zuckerresten befreit haben, als sie es wegwarfen. Gutmenschen kümmern sich praktisch um alles und alle, und erreichen damit nichts und niemanden.

Ich will Anna nicht zustimmen. Ich will auch nicht sagen, dass Gutmenschen in gewissen Grenzen dämlich sind, realitätsfremd mitunter. Aber ich muss.

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