Sonntag, Mai 28, 2006

Schwere Prüfung

Ich habe - das mag den ein oder anderen Überraschungsatemzug verursachen - ja auch etwas Richtiges gelernt. Ich bin Einzelhandelskaufmann, ausgebildet zum Lebensmittler bei KAISERS TENGELMANN, richtig gearbeitet habe ich aber in der Werkzeug-/Elektroabteilung eines Baumarktes. WIRICHS HEIM & BAU, falls sich jemand von den Ortskundigen noch erinnern mag. Heute ist das PRAKTIKER.

Ich liebte den Geruch nach Sägespänen, Elektroverpackungen, verbranntem Gummi und Öl. Es gab damals drei Verhaltensgruppen, in die man Kunden schnell einsortieren konnte.

1. Der Profi
Weiß, was er will, kann die Werkzeuge anwenden und braucht nur ab und zu einen freundlichen Rat. Nennt die Verkäufer niemals "Meister", oder "Hey", oder "Chef". Kommt schnell zur Sache und ist ergebnisorientiert, dabei - wenn man sich nicht als Dämel outet - immer freundlich.

2. Die Frau vom Profi
Hat einen Zettel mit und fragt nur, wo was steht. Nimmt keine Ratschläge an.

3. Der Möchtegern-Profi
(aka: Einzelhausbesitzer mit Garage und heckengetrenntem Nachbar)
Will immer alles, weiß kaum etwas, rührt den 10l-Eimer Farbe auch schon mal mit dem 7,2V-Akkuschrauber und wundert sich über geschmolzene Motoren. Ist leicht mit semiprofessionellen, ausgedachten Fachbegriffen zu beeindrucken ("Schockwellengeframter Nabenhalterstopp"). Leicht auszunehmen, weil man nur einwerfen musste: "Das ist das Neueste. Hat bestimmt noch nicht jeder". Sagt immer "Chef", manchmal "Meister".

4. Die Frau
Ist immer (!) zuerst argwöhnisch gewesen. Hat meistens die klügeren und sinnmachenderen Fragen. Entscheidet sich meist für das Empfohlene. Spricht den Verkäufer immer mit Namen an, wenn das Namensschild sichtbar ist. Duzt nie.

Das Arbeiten war einfach, direkt und meistens angenehm. Irgendwie mittelmäßig zwar, aber die Leute waren in Ordnung, die Kollegen. Und wenn irgendwann jemand wiederkam und freudig vom Erreichten zu Hause erzählte und man erfuhr, dass niemand durch einen Rat ("einfach hier den Stecker ab, und dann ..." - "... ja klar, das hält ...") zu Schaden gekommen war - dann war das ein guter Tag.

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