Sonntag, Mai 29, 2005

Nordisch by Nature

Blöde, ja sogar beleidigende und strunzdämliche Einträge in seinem Gästebuch hat ja niemand gern. Verdient hat sie auch keiner. Nicht mal die Junge Union Willich. Was da teilweise von Gegnern der JU eingetragen wird, ist schlicht dämlich. Gesehen habe ich das, als ich für einen der vorangegangenen Einträge auf der Website der JU Willich war. Dabei kann man die Schwächen Stärken der JU Willich doch ganz anders und viel sachlicher darlegen, als mit einem Kraftausdruck und sexistischen Anspielungen. Machten die Jungsozialisten Willichs zum Beispiel so (Auszüge aus einem Leserbrief zum WZ-Stadtflüsterer vom 30. August 2004):
Wir gewinnen die Jugendlichen für uns durch überzeugende politische Arbeit und nicht wie die JU, die nicht selten Angetrunkenen ein Aufnahmeformular vor die Nase legt, bei Unterschrift ein Freibier ausgibt und den späteren Karteileichen Rabatt beim nächsten Besuch einer Disco verspricht.
→ Quelle:Jusos Willich
Hm. Ob da was dran ist? Gut, JU-Vorsitzender Christian Pakusch, von dem dann später in diesem Brief die Rede ist, jobbt im Willicher Pierrot. Da werden auch die ein oder anderen CSU-Events gefeiert. Aber muss da ein Zusammenhang bestehen? Es geht aber noch ein bisschen weiter:
Allerdings müssen wir der Jungen Union zu ihrer Namengebung für die gelbe Fußgängerbrücke beglückwünschen. Innovativer Weise heißt die Brücke nun genauso wie vor dem Ideenwettbewerb: Wekelner Brücke. Aber anscheinend gibt es keine wichtigeren Themen für die Jugendorganisation der CDU.
→ Quelle:Jusos Willich
Das sind schöne Ansätze. In dem von mir herausgegebenen (und wegen mangelnden wirtschaftlichen Erfolges kleinlaut wieder eingestellten) moantlichen Magazin "viersieben" stand das schon ein Jahr vorher ähnlich. So nämlich:
Vordenker September 2003
Junge Union Willich
„Unsere Intention war es, der bisher verspotteten Brücke zu einem besseren Image zu verhelfen“, erklärt der Geschäftsführer der Jungen Union Willich, Christoph Heyes. Wie wunderwunderschön, dass sich endlich einmal jemand um dieses dringliche Problem der Namensgebung für die Fußgängerbrücke in Wekeln kümmert. Die CDU-Fraktion bildet dazu ein Gremium, die JU ist mit vier Personen beteiligt. Supi. Es ist enorm wichtig, der Brücke einen Namen zu geben, denn sie hat ja keinen und ist schon ganz gelb vor Neid auf die andere Brücke. Na, diese ... ach, die geht über Meerbusch ... diese A-44-Brücke. Die hat doch auch so einen Namen bekommen, da gab das doch diese riesige Aktion. Wissen Sie nicht mehr? Wie hieß die denn noch ... Nein, ehrlich, tolle Idee der Jungen Union Willich. Lasst bloß Euch bloß nicht in irgendwelche Dinge verwickeln, die wirklich wichtig sind. Feiert schön weiter Partys, tauft Brücken, meinetwegen. Hauptsache, Ihr habt was zu tun. Und wenn Ihr mit der Wekelner Brücke fertig seid: Da ist noch eine unbenamte Ampel in Neersen.
Note: Seinerzeit hatten wir als Redaktion ebenfalls einen Vorschlag eingereicht: Brücke. Der offizielle Name nach Beendigung des Wettbewerbs war dann tatsächlich: Wekelner Brücke. Noch eines: Da ich mittlerweile in Neersen wohne, möchte ich die JU ganz herzlich bitten, von der Benamung irgendwelcher Ampeln im Willicher Stadtgebiet (und Wekeln) abzusehen.

Ja, die JU Willich. Nicht mein Lieblingsthema, aber sehr unterhaltsam, wie ich finde. Mittlerweile ist die JU Willich von den Brücken wieder zum (Acker-)Boden der Tatsachen zurückgekehrt, und macht sich in Sachen "Verhinderung der Nordumgehung Schiefbahn" stark. Näheres dazu findet man → hier und → hier0.
Schließlich macht auch der Streckenverlauf de neuen Straße den JUlern Sorge. Grade den Obstbauern, die Ihre Felder auf der geplanten Trasse haben, würde die Existenzgrundlage entzogen. Der landschaftliche Charakter damit vollkommen verändert.
→ Quelle: JU Willich
Oh, echt? Man könnte ja fast vermuten, da hat jemand Land im Planungsgebiet, das dadurch an Wert verlöre.
Geärgert haben die jungen Christdemokraten sich hingegen über die Reaktionen des politischen Gegners. Die Vorwürfe er und andere JUler besäßen im Plangebiet Land seien schlicht falsch und der billige Versuch eine Initiative abzuwürgen, so Pakusch. "Hier wird mit Dreck geworfen, in der Hoffnung das irgendwas schon hängen bleibt. Das die Oppositionspolitik der SPD sich mittlerweile auf so etwas beschränkt ist einfach nur noch peinlich."
→ Quelle: JU Willich
Ach so. Tja, dann. Ich meine, nur um alle Zweifel auszuräumen, wem gehört denn das Land nu? Denn in der Tat sind einige der Ansätze und Überlegungen der JU in dieser Sache richtig gut. Dass die verkehrliche Belastung Schiefbahns auch mit der Verkehrssituation in Münchheide zu tun hat, beispielsweise. Das macht Sinn. Andererseits: Man müsste vielleicht mal Schiefbahn fragen, wie man es da haben will. Aber diese Chance auf Registrierung eigentlich löblicher Denkansätze wird mit einer an Hingabe grenzenden Übereifrigkeit durch markige Sprüche, laute Aktionen und Party-Politik demontiert.

In "→ Die Jury" schreibt John Grisham in einer Szene im Gerichtssaal über einen Psychologen X, der in einem Mordprozeß einen Verdächtigen trotz Antrags der Verteidigung als "nicht Unzurechnungsfähig" einschätzte. Ein Gegengutachten kam zum anderen Schluss, und der Angeklagte weilte seitdem in einer Klinik des Psychologen X, der den Angeklagten ja zuvor als Zurechnungsfähig eingestuft hatte und sich dann trotzdem die Taschen mit der Behandlung des seiner Einschätzung nach Gesunden füllte. Nein sagen, damit kalkulieren, dass es doch anders kommt, und dann mit reinstem → Gewissen trotzdem daran verdienen. Sowas kann sich ja nur ein Krimi-Autor ausdenken. Der Film lief gerade gestern im TV. Haben Sie den gesehen?

Wie ich jetzt darauf gekommen bin ... Sowas nennt man wohl Off-Topic.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh Alf, du hast wohl die JU kräftig auf'm Kicker? Oder liegt's daran, daß bei den JUSOS einfach nix ist, worüber man schreiben könnte? ;-> Wer viel macht, der bietet ja auch öfters mal Angriffsfläche. Von daher ist es eher ein Lob, welches du den jungen Wilden der CDU hier nun aussprichst ;-)))

Zwei ernstere Punkte möchte ich aber nun doch aufgreifen:

Im Schiefbahner Norden soll (u.a. zur Finanzierung des städt. Haushaltes) ein reines Wohngebiet (nix Umgehungsstrasse!) mit rund 2.000 Einwohnern enstehen und so die Verschmelzung von Schiefbahn, Wekeln und Willich vervollständigen. Dazu kann jeder seine Meinung haben. Meine ist bekannt ablehnend. Der Vorwand, daß dadurch die Hochstrasse entlastet würde, ist als ein "Vorwand" u.a. auch von Hansen und Röhrscheid bestätigt worden (bei dem Termin mit der WZ, den du verlinkt hast). Es bietet sich allerdings einfach an, den Schiefbahnern ein Schiefbahner-Wekeln damit schmackhaft zu machen.

Diese Frage nach den Eigentumsverhältnissen ist ziemlich fies. Die Frage an sich ist zwar legitim und im Rathaus aka Schloss wird so etwas routinemäßig scharf kontrolliert, aber wie sie gestellt wurde (öffentlich in der Presse) sowie die Kommentare dazu dienen lediglich dazu die Kritiker in ein schlechtes Licht zu rücken ...genau die Kritiker, welche den "etablierten Politikern" in die Suppe spucken und aufzeigen, daß den Schiefbahner falsche Hoffnungen gemacht werden. - Schüttest du nun nicht das Kind mit dem Bade aus, wenn du dich (unkritisch?) an diese Frage anhängst?

btw: mit etwas Suche kannst du heraus finden, daß ein Verwandter eines Ratsmitgliedes (auf unseren Dörfern ist irgendwie jeder mit jedem verwandt) tatsächlich am Rande des geplanten Gebietes etwas Grund hat. Er würde afaik gerne verkaufen und so seine Kasse aufbessern. Aber das passt nun leider nicht in das Schema, daß die JU gegen das Baugebiet ist und damit jener Verwandte leer ausgehen würde, sondern im Gegenteil den versteckten Vorwurf/Unterstellung ad absurdum führen. - Wird es deshalb nirgends erwähnt?


gibt mal zu bedenken:
bernard, der dir gerne für Auskünfte zur Verfügung steht ...auch schon vorher ;-)

Alf hat gesagt…

Auf dem Kieker? Ja. Zuerst zum Wichtigen: Ob es Schiefbahn-Nord gibt oder nicht, ob das gut ist für die Stadt oder nicht - stimmt, darum habe ich mich in diesem Post nicht wirklich gekümmert. Wir sollten uns unterhalten, und dann stelle ich gern auch ein Richtigstellungs-Post hier rein. Oder eines mit mehr Informationen.
Hänge ich mich da an irgendwas ran? Muss so aussehen. Was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist der Zweifel an dem Verhalten der JU. Wenn ein JU-GF sagt, dass Schiefbahn-Nord als Thema "jugendpolitischer nicht sein kann", halte ich das schlicht für "Thema verfehlt". Es geht mir hier also nur um die JU und die Frage (ich muss da ja auch schon ein wenig aufpassen, wie etwas verstanden wird), ob sich die "jungen Wilden" vielleicht auch nur vor den Karren spannen lassen. Ich behaupte nicht, dass es so ist. Es gibt da aber auf Grund einiger Informationen, Gesprächsschnippsel und Andeutungen einfach ein paar Fragen. Warum klärt man die nicht offen? Warum sagt man nicht: Korrekt, der und der hat da und da Land, und die Trasse hätte diese Auswirkungen. Erwarte ich übrigens von jeder politischen Coleur. Da bin ich Idealist.
Habe ich die JU auf dem Kieker? Ja (Wiederholung als dramaturgischer Kniff). Es scheint ja (als Beispiel) wirklich so zu sein, dass Jugendliche immer öfter und immer früher Alkohol in unvernünftigen Mengen zu sich nehmen. Passen da die Partys zum Thema Jugendpolitik? Müsste sich die JU nicht eher derer annehmen, die am Abend nix besseres finden und wissen, als sich am Kreisverkehr in Willich auf die Randsteine zu setzen? Müsste also die JU nicht eher Jugendpolitik machen statt sich damit zu brüsten, den Wahlkampf gewonnen zu haben? Wie ist das mit der Anwerbungspolitik? Darf man sowas nicht in Frage stellen?
Ich verlange überhaupt nicht, dass die Jungs und Mädels ab jetzt Kombucha ausschenken, keine Frage. Aber ein bisschen mehr Bewusstsein dahingehend, dass dies die Jugendorganisation der CDU ist, wäre schon toll.
Und Du hast wieder Recht: Natürlich sind die JUSOS relativ inaktiv. Im Prinzip sind die JUSOS wie die Grünen im Willicher Rat, was Aktivitäten und die "Vermarktung" betrifft. Außerdem bietet die JU ainfach grandiose Vorlagen. Eine Hexenjagd mache ich aber nicht. Warte, bis die JUSOS entsprechende Vorlagen liefern :)
Und noch etwas: Diskussion über politisch motivierte Handlungen gibt's doch heute fast kaum noch. Meist wird doch nur über die Auswirkungen diskutiert. Ich bin jedenfalls für alle Berichtigungen offen. Jederzeit. Da bin ich dann wiederum zu sehr Journalist.

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